Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt
Produktcode: AD5486
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Produktbeschreibung

Er ist groß, gut aussehend, erfolgreich, liebevoll, einfühlsam - und existiert nur in ihrer Fantasie. Weil Grace es leid ist, sich ständig Bemerkungen über ihren Singlestatus anzuhören, erfindet sie kurzerhand einen Verehrer. Dumm nur, dass sich die Geschichte schnell herumspricht - und auch ihrem neuen Nachbarn Cal zu Ohren kommt. Der erstaunlich viel Ähnlichkeit mit ihrem Traummann hat ... Doch bevor Grace sich näher mit ihm beschäftigen kann, muss sie ein paar katastrophale Blind Dates hinter sich bringen, ihren Exfreund auf seiner Hochzeit mit einem Kinnhaken niederstrecken und ein paar Senioren Tanzunterricht geben.
 

Klappentext zu „Ich habe mich verträumt“

Er ist groß, gut aussehend, erfolgreich, liebevoll, einfühlsam und existiert nur in ihrer Fantasie. Weil Grace es leid ist, sich ständig Bemerkungen über ihren Singlestatus anzuhören, erfindet sie kurzerhand einen Verehrer. Dumm nur, dass sich die Geschichte schnell herumspricht und auch ihrem neuen Nachbarn Cal zu Ohren kommt. Der erstaunlich viel Ähnlichkeit mit ihrem Traummann hat Doch bevor Grace sich näher mit ihm beschäftigen kann, muss sie ein paar katastrophale Blind Dates hinter sich bringen, ihren Exfreund auf seiner Hochzeit mit einem Kinnhaken niederstrecken und ein paar Senioren Tanzunterricht geben.

Bibliografische Angaben

2013, 396 Seiten, Maße: 12,6 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch, Übersetzung: Hahn, Annette
Verlag: Mira Taschenbuch im Cora Verlag
ISBN-10: 3862787249
ISBN-13: 9783862787241

Rezension

"Mit ihrem einzigartigen und frischen Schreibstil trifft Kristan Higgins von der ersten Seite an genau ins Herz." Romantic Times Book Reviews "Frech, süß und überzeugend! Higgins Liebesroman ist perfekt für einen Abend allein auf der Couch." Booklist

Autoren-Porträt von Kristan Higgins

Bevor Kristan Higgins hauptberuflich Autorin wurde, arbeitete sie in einem Verlag. Mit ihren humorvollen Büchern, die von der Suche nach dem richtigen Lebenspartner handeln, hat sie ihre Leserinnen im Sturm erobert. Kristan Higgins lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in Connecticut und verbringt jede Ferien im malerischen Neuengland.

 

Lese-Probe

Ich habe mich verträumt von Kristan Higgins


PROLOG

Einen festen Freund zu erfinden ist für mich nichts Neues. Das gebe ich offen zu. Manche Leute sehen sich beim Schaufensterbummel Sachen an, die sie sich nie leisten können. Andere berauschen sich an Internetfotos von Cluburlauben, die sie niemals buchen werden. Und einige stellen sich vor, dass sie einen richtig netten Typen kennenlernen, obwohl sie es in Wahrheit nicht tun.

Das erste Mal passierte es, als ich in der sechsten Klasse war. Große Pause. Heather B., Heather F. und Jessica A., die drei beliebtesten Mädchen, standen wie immer in einem Kreis von Bewunderern. Sie trugen Lipgloss und Lidschatten, hatten niedliche kleine Handtaschen und ... Freunde. Jungs. Mit einem Jungen zu „gehen", hieß damals nichts weiter, als dass er einen vielleicht grüßte, wenn man sich im Schulgebäude begegnete, aber trotzdem war es ein Statussymbol. Mit dem ich nicht aufwarten konnte, ebenso wenig wie mit Lidschatten. Heather F. beobachtete ihren Auserwählten Joey Ames dabei, wie er sich einen Frosch in die Hose steckte (aus Beweggründen, die wohl nur ein Junge der sechsten Klasse nachvollziehen könnte), und sagte daraufhin, dass sie sich überlege, mit Joey Schluss zu machen und vielleicht mit Jason zu gehen.

Und plötzlich, ohne großartig nachzudenken, erzählte ich einfach drauflos, dass ich auch mit jemandem zusammen sei ... einem Jungen aus einer anderen Stadt. Die drei beliebten Mädchen drehten sich abrupt und offenkundig interessiert zu mir um, und schon erzählte ich von Tyler, einem richtig süßen, klugen und zuvorkommenden Jungen. Nein, mit vierzehn war er fast schon ein Mann. Seine Familie besaß eine Pferde-Ranch und wollte, dass ich dem neugeborenen Fohlen einen Namen gab, und später würde ich es abrichten, sodass es nur mir gehorchen würde, mir allein.

So einen Jungen haben wir doch alle mal erfunden, oder? Was war schlimm daran, zu glauben - na ja, beinahe zu glauben -, dass irgendwo da draußen als Ausgleich zu diesen Hosenfroschtypen ein Junge von der Pferde-Ranch existierte? Es war fast so, wie an Gott zu glauben - man musste es einfach, denn was wäre die Alternative gewesen? Die anderen Mädchen kauften es mir ab, bombardierten mich mit Fragen und begegneten mir von nun an mit Respekt. Heather B. lud mich zu ihrer bevorstehenden Geburtstagsparty ein, und ich nahm dankend an. Natürlich würde ich dann die traurige Nachricht überbringen müssen, dass Tylers Ranch abgebrannt und die Familie samt meinem Fohlen Midnight Sun nach Oregon gezogen sei. Möglicherweise ahnten die Heathers und der Rest meiner Klassenkameraden die Wahrheit, aber ich merkte, dass mir das im Grunde egal war. Mir Tyler vorzustellen ... hatte sich einfach großartig angefühlt.

Später, als ich fünfzehn war und wir aus der beschaulichen Stadt Mount Vernon im Staat New York in die ungleich noblere Ortschaft Avon in Connecticut umzogen, in der alle Mädchen glatte, glänzende Haare und strahlend weiße Zähne hatten, erfand ich einen neuen Jungen. Jack, der zurückgelassene Freund in meiner Heimat. Ach, er sah ja so gut aus (wie ein Foto in meinem Portemonnaie bewies, das ich sorgfältig aus einem J.-Crew-Katalog ausgeschnitten hatte)! Jacks Vater besaß ein edles Restaurant namens Le Cirque (hey, ich war fünfzehn ...). Jack und ich ließen die Sache langsam angehen ... Ja, wir hatten uns schon geküsst, tatsächlich hatten wir auch schon ein bisschen gefummelt, aber er hatte so viel Respekt, dass er mich nicht weiter bedrängt hatte. Damit wollten wir warten, bis wir älter wären. Vielleicht würden wir uns bald die Verlobung versprechen, und weil seine Familie mich so sehr liebte, würde Jack mir einen Ring bei Tiffany's kaufen, nicht mit einem Diamanten, aber vielleicht mit einem Saphir, ähnlich dem von Prinzessin Diana, nur etwas kleiner.

Leider muss ich gestehen, dass ich etwa vier Monate nach Beginn meines zweiten Highschool-Jahres mit Jack Schluss machte, um für die Jungen vor Ort verfügbar zu sein. Doch mein Plan ging nicht auf ... die Jungen vor Ort waren nicht sonderlich interessiert. Jedenfalls nicht an mir. Wenn allerdings meine ältere Schwester Margaret mich hin und wieder mal in ihren Semesterferien von der Schule abholte, verfielen alle Jungs angesichts ihrer klaren, strahlenden Schönheit umgehend in ehrfürchtiges Schweigen. Sogar meine jüngere Schwester, die damals erst in der Siebten war, zeigte bereits erste Anzeichen, zu einer wahren Schönheit heranzuwachsen. Ich hingegen blieb ungebunden und wünschte sehnlich, ich hätte mit meinem erfundenen Freund niemals Schluss gemacht. Es war ein herrlich warmes und befriedigendes Gefühl gewesen, mir vorzustellen, dass solch ein Junge mich mochte.

Dann kam Jean-Philippe. Jean-Philippe wurde erfunden, um einen nervigen und unglaublich aufdringlichen Jungen auf dem College abzuwehren. Er war Chemie- Student und litt, im Nachhinein betrachtet, vermutlich unter dem Asperger-Syndrom, was ihn gegenüber allen abweisenden Andeutungen meinerseits immun machte. Anstatt ihm geradeheraus zu sagen, dass ich ihn nicht mochte (das erschien mir zu grausam), bat ich meine Zimmerkollegin, mir Nachrichten aufzuschreiben und für alle sichtbar an die Tür zu kleben: „Grace - schon wieder Anruf von J-P, Du sollst in den Semesterferien nach Paris kommen und ihn tout de suite zurückrufen."

Ich liebte Jean-Philippe. Ich liebte die Vorstellung, dass irgendein gut gekleideter Franzose auf mich abfuhr. Dass er über die Brücken von Paris schlenderte, trübsinnig in die Seine starrte und sich tief seufzend nach mir verzehrte, während er Schokoladencroissants aß und guten Wein trank. Oh, was war ich in Jean-Philippe verliebt - fast so sehr wie in Rhett Butler, dem ich seit meinem vierzehnten Lebensjahr treu ergeben war!

Meine ganzen Zwanziger hindurch und selbst jetzt noch mit dreißig war es für mich so gut wie überlebensnotwendig, einen ausgedachten Freund zu präsentieren. Florence, eine der älteren Damen im Seniorenheim Golden Meadows, bot mir erst vor Kurzem während der Gesellschaftstanzstunde, bei der ich als Lehrerin aushelfe, ihren Neffen an. „Ach, Schätzchen, Sie würden Bertie einfach lieben!", zwitscherte sie, während ich versuchte, sie zur Rechtsdrehung beim langsamen Walzer zu bringen. „Kann ich Ihnen seine Nummer geben? Er ist Arzt - Podologe. Da gibt es allerdings ein winziges Problem. Die Mädchen heutzutage sind einfach viel zu wählerisch. Zu meiner Zeit war man als unverheiratete Frau über dreißig ja so gut wie tot. Nur weil Bertie einen Männerbusen hat ... na und? Seine Mutter war auch gut bestückt, oh ja, die hatte einen Vorbau ..."

Und schon sprang mein erfundener Freund hervor. „Hm, das klingt wirklich ganz reizend, Florence ... aber ich habe gerade erst jemanden kennengelernt, und wir ..."

Ich machte das nicht nur vor anderen, ich gebe es zu. Meine erfundenen Freunde benutze ich auch als ... nun ja, sagen wir mal, als Bewältigungsstrategie.

Vor ein paar Wochen, zum Beispiel, fuhr ich über eine dunkle, verlassene Strecke der Route 9 in Connecticut nach Hause, dachte an meinen Exverlobten und seine neue Liebe, als mir plötzlich ein Reifen platzte. Wie es bei Nahtoderfahrungen typisch ist, brausten mir, während ich mit dem Lenkrad kämpfte, um mich nicht zu überschlagen, tausend Gedanken durch den Kopf. Erstens, dass ich zu meiner Beerdigung nichts anzuziehen hätte (ruhig, nur ruhig, du willst dich nicht überschlagen). Zweitens, dass ich für den Fall eines offenen Sarges hoffte, dass mein Haar zumindest im Tod nicht so kraus sein würde wie zu Lebzeiten (gegenlenken, gegenlenken, das Heck bricht aus). Des Weiteren, dass meine Schwestern am Boden zerstört und meine Eltern apathisch vor Gram wären, sodass ihre endlosen Seitenhiebe zumindest für diesen Tag verstummen würden (Gas geben, nur ein bisschen, dann kommt der Wagen wieder in die Spur). Und dass Andrew, verdammt noch eins, von jeder Menge Schuldgefühlen geplagt wäre! Für den Rest seines Lebens würde er sich Vorwürfe machen, dass er mich abserviert hatte (so, jetzt langsam abbremsen, Warnblinker an, wunderbar, wir leben noch).

Als das Auto sicher auf dem Seitenstreifen anhielt, saß ich zitternd und zähneklappernd da und spürte mein Herz im Brustkorb rappeln wie einen losen Fensterladen im Sturm. „Liebergottimhimmelseidank", stoßseufzte ich und tastete nach meinem Handy.

Natürlich hatte ich wieder mal keinen Empfang. Ich wartete ein paar Minuten und setzte dann resigniert zu dem an, was getan werden musste. Ich stieg in den kalten Märzregen hinaus, untersuchte den geplatzten Reifen, öffnete den Kofferraum und zog Wagenheber und Ersatzreifen hervor. Obwohl ich diese spezielle Arbeit noch nie verrichtet hatte, tüftelte ich aus, wie es gehen musste, während hin und wieder andere Wagen an mir vorbeibrausten und mich mit eisigem Matsch noch mehr durchweichten. Ich quetschte mir die Hand und zog mir eine Blutblase zu, brach einen Fingernagel ab, ruinierte meine Schuhe und war über und über mit Schlamm und Wagenschmiere besudelt.

Niemand hielt an, um zu helfen. Kein einziger verdammter Wagen. Es fuhr noch nicht mal jemand langsamer. Fluchend, unter der Grausamkeit der Welt leidend, aber auch ein bisschen stolz, dass ich allein einen Reifen gewechselt hatte, kletterte ich zähneklappernd und mit blauen Lippen wieder ins Auto. Auf der Rückfahrt dachte ich nur noch an ein heißes Bad, einen heißen Grog, meinen Flanellpyjama und die neue Folge von Project Runway im Fernsehen. Stattdessen erwartete mich eine weitere Katastrophe.

Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass Angus, mein West Highland Terrier, sich durch die Kindersicherung der frisch gestrichenen Schranktür gefressen, den Mülleimer herausgezogen, umgekippt und das zweifelhafte Hühnchen gefressen hatte, das ich am Morgen weggeworfen hatte. Die Zweifel waren nun allerdings ausgeräumt - das Hühnchen war definitiv schlecht gewesen. Mein armer Hund hatte es mit solcher Vehemenz wieder von sich gegeben, dass meine Küchenwände bis obenhin mit Hundekotze bespritzt waren - ein Klecks gelbgrüner Galle hatte es bis auf das Ziffernblatt meiner Fritz-the-Cat-Uhr geschafft. Eine Spur noch feuchten Hundedurchfalls führte ins Wohnzimmer, wo ich Angus ausgestreckt auf dem frisch gereinigten pastellfarbenen Orientteppich liegen sah. Mein Hund rülpste laut, bellte kurz und wedelte inmitten all der stinkenden Auswürfe schuldbewusst und voller Liebe mit dem Schwanz.

Keine Badewanne. Kein Tim Gunn in Project Runway. Kein steifer Grog.

Was das alles mit einem ausgedachten festen Freund zu tun hat? Nun ja, während ich den Teppich mit Bleichmittel und Wasser schrubbte und versuchte, Angus seelisch auf das Zäpfchen vorzubereiten, zu dem der Tierarzt geraten hatte, stellte ich mir Folgendes vor:

Ich fuhr gerade nach Hause, als mir der Reifen platzte. Ich hielt an, nahm mein Handy, palaver, palaver, bla, bla, bla. Aber was war das? Ein Wagen fuhr langsamer und blieb hinter mir stehen. Genauer betrachtet, war es ein ... ah, ja, es war ein umweltfreundliches Hybrid-Auto mit, oh, einer Arztplakette! Ein guter Samariter in Gestalt eines groß gewachsenen, schlanken Mannes Mitte bis Ende dreißig näherte sich meinem Wagen. Er beugte sich zu meinem Fenster hinunter, und da war er ... der Moment, in dem du jemanden ansiehst und ... Kabumm!. Du weißt einfach: Er ist es!

In meiner Fantasie nahm ich das Hilfsangebot des guten Samariters an. Zehn Minuten später hatte er das Ersatzrad montiert, den geplatzten Reifen im Kofferraum verstaut und mir seine Visitenkarte gegeben. Wyatt Soundso, Dr. med., Kinderchirurgie. Ah!

„Rufen Sie mich an, wenn Sie zu Hause sind, damit ich weiß, dass alles gut gegangen ist, okay?", bat er mich lächelnd. Kabumm! Während ich mich am Anblick seiner attraktiven Grübchen und langen Wimpern ergötzte, kritzelte er noch seine Privatnummer auf die Rückseite.

Mit dieser Vorstellung war das Saubermachen bedeutend angenehmer.

Natürlich war mir völlig klar, dass kein freundlicher, gut aussehender Arzt meinen Reifen gewechselt hatte. Es war einfach eine Art gesunder Realitätsflucht, okay? Nein, es gab keinen Wyatt (den Namen hatte ich schon immer gemocht - er klang gewichtig und edel). Leider Gottes war so ein Typ zu gut, um wahr zu sein. Ich lief auch nicht herum und erzählte von dem Kinderarzt, der mir den Reifen gewechselt hätte, natürlich nicht! Nein. Wie schon gesagt, war das nur meine ganz private, kleine Bewältigungsstrategie. Schon seit Jahren hatte ich keinen erfundenen Freund mehr öffentlich präsentiert.

Bis vor Kurzem.


Übersetzerin: Annette Hahn
Copyright © 2009 by Kristan