Imperium Roman. Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig und des Deutschlandfunks

Imperium Roman. Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig und des Deutschlandfunks
Produktcode: AD5542
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Produktbeschreibung
 

Empfehlung der Hugendubel.de-Redaktion: Imperium


Mit Faserland betrat Christian Kracht 1995 die literarische Bühne mit einem Paukenschlag. Viele anspruchsvolle Leser waren begeistert und Kritiker machten seinen Debütroman gar zum „Schlüsselwerk deutschsprachiger Pop-Literatur“. Diese Auszeichnung wies Christian Kracht gleich wieder zurück: „Ich hab keine Ahnung was das sein soll: Popliteratur.“ Mit Imperium kehrt er ein klein wenig zu seinen Wurzeln zurück: Bevor Kracht Romane schrieb, war er u.a. als Auslands-Korrespondent des „Spiegel“ und der „FAZ“ und hatte eine Kolumne als Reisejournalist.

 

Ein Nürnberger entdeckt die Kokosnuss


Nürnberg, 1902: August Engelhardt reist als Aussteiger in die Kolonie Deutsch-Neuguinea. Als überzeugter Vegetarier will er sich nahezu ausschließlich von Kokosnüssen ernähren und für seinen religiös angehauchten „Sonnenorden – Aequatoriale Siedlungsgemeinschaft“ werben. Engelhardt kauft sich tatsächlich eine Kokosnuss-Plantage und plant, Kokosnüsse ins Deutsche Reich zu exportieren. Hinsichtlich seines Sonnenordens ist der überzeugte Nudist Engelhardt nicht minder erfolglos: Der einzige Jünger, der sich ihm anschließt, ist Auckens. Dieser vergewaltigt jedoch einen Arbeiter von Engelhardt, der diesen daraufhin mit einer Kokosnuss erschlägt …

 

Ein Leben für die Kokosnuss


Mit dem Klavierspieler Max Lützow hat Engelhardt jedoch mehr Glück. Die beiden Kokosnuss-Jünger leben einige Jahre in einer Art Lebensgemeinschaft unter einem Dach. Doch Engelhardts außergewöhnlicher Lebensstil stößt einem anderen ganz besonders auf: Der Gouverneur der Kolonie engagiert Kapitän Slütter mit der Ermordung des Eremiten!

 

Eine wahre Geschichte!


Der Inhalt von Imperium hört sich sehr absurd an. Aber – den Nürnberger August Engelhardt gab es ebenso wie dessen Vision von einem glücklichen Leben im Zeichen der Kokosnuss! Christian Kracht hat Engelhardts unglaublichen Lebensweg der Vergangenheit entrissen und in ein literarisches Meisterwerk gegossen. Unbedingt lesen!

Klappentext zu „Imperium“

Eine deutsche Südseeballade
In "Imperium" erzählt Christian Kracht eine Aussteigergeschichte in den deutschen Kolonien der Südsee, indem er virtuos und gut gelaunt mit den Formen des historischen Abenteuerromans eines Melville, Joseph Conrad, Robert Louis Stevenson oder Jack London spielt.
Die Welt wollte er retten, eine neue Religion stiften, gar ein eigenes Reich gründen eine Utopie verwirklichen, die nicht nur ihn selbst, sondern die Menschheit erlöst, fernab der zerstörerischen europäischen Zivilisation, die gerade aufbricht in die Moderne und in die Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Doch in der Abgeschiedenheit der Südsee, in einer Kolonie des wilhelminischen Deutschland, gerät ein von einem vegetarischen Spleen besessener Sonnenanbeter in eine Spirale des Wahnsinns, die die Abgründe des 20. Jahrhunderts ahnungsvoll vorwegnimmt. In seinem vierten Roman zeichnet Christian Kracht die groteske, verlorene Welt von Deutsch-Neuguinea, eine Welt, die dem Untergang geweiht ist und in der sich doch unsere Gegenwart seltsam spiegelt. Zugleich aber ist Christian Krachts "Imperium" eine erstaunliche, immer wieder auch komische Studie über die Zerbrechlichkeit und Vermessenheit menschlichen Handelns.

Bibliografische Angaben

2013, 2. Aufl., 256 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
Verlag: FISCHER Taschenbuch
ISBN-10: 3596185351
ISBN-13: 9783596185351

Autoren-Porträt von Christian Kracht

Christian Kracht, 1966 geboren, ist Schweizer. Nach 'Faserland' (1995) schrieb er den Asien-Klassiker 'Der gelbe Bleistift' (2000). Seine Bücher sind in 14 Sprachen übersetzt. 2012 ausgezeichnet mit dem Wilhelm-Raabe-Literaturpreis

 

Lese-Probe

Imperium von Christian Kracht

1

Unter den langen weißen Wolken, unter der prächtigen Sonne, unter dem hellen Firmament, da war erst ein langgedehntes Tuten zu hören, dann rief die Schiffsglocke eindringlich zum Mittag, und ein malayischer Boy schritt sanftfüßig und leise das Oberdeck ab, um jene Passagiere mit behutsamem Schulterdruck aufzuwecken, die gleich nach dem üppigen Frühstück wieder eingeschlafen waren. Der norddeutsche Lloyd, Gott verfluche ihn, sorgte jeden Morgen, reiste man denn in der ersten Klasse, durch das Können langbezopfter chinesischer Köche für herrliche Alphonso-Mangos aus Ceylon, der Länge nach aufgeschnitten und kunstvoll arrangiert, für Spiegeleier mit Speck, dazu scharf eingelegte Hühnerbrust, Garnelen, aromatischen Reis und ein kräftiges englisches Porter Bier. Gerade der Genuß des letzteren schuf unter den rückreisenden Pflanzern, die sich - in das weiße Flanell ihrer Zunft gekleidet - auf den Liegestühlen des Oberdecks der Prinz Waldemar eher hingeflezt als anständig schlafen gelegt hatten, für eine überaus flegelhafte, fast liederliche Erscheinung. Die Knöpfe ihrer am Latz offenen Hosen hingen an Fäden lose herab, soßenflecken safrangelber Curries überzogen ihre Westen. Es war ganz und gar nicht auszuhalten. Bläßliche, borstige, vulgäre, ihrer Erscheinung nach an Erdferkel erinnernde Deutsche lagen dort und erwachten langsam aus ihrem Verdauungsschlaf, Deutsche auf dem Welt-Zenit ihres Einflusses.

So oder so ähnlich dachte der junge August Engelhardt, während er die dünnen Beine übereinanderschlug, einige imaginäre Krümel mit dem Handrücken von seinem Gewand wischte und grimmig über die Reling auf das ölige, glatte Meer hinaussah. Fregattvögel begleiteten links und rechts das Schiff, nie war es weiter weg von Land als hundert Seemeilen. Auf und ab tauchten sie, diese großen, schwalbenschwanzähnlichen Jäger, deren vollendetes Flugspiel und kuriose Beutemanöver jeder Südseefahrer liebte. Auch Engelhardt begeisterte sich für die Vögel des pazifischen Ozeans, insbesondere für den Glockenhonigfresser anthornis melanura, früher, als Bub, hatte er sie und ihr herrliches, ausladendes, in der Glutsonne seiner kindlichen Imagination schimmerndes Gefieder stundenlang in den Folianten untersucht, mit den kleinen Fingern über ihre Schnäbel fahrend, über ihre bunten Federn. Nun aber, da Engelhardt tatsächlich unter ihrem Flügelschlag fuhr, hatte er keine Augen mehr für sie, nur für die dickleibigen Pflanzer, die - lange schon unbehandelte, tertiäre Syphilis in sich tragend - jetzt zurückkehrten auf ihre Plantagen und über den trocken und ermüdend geschriebenen artikeln in Der Tropenpflanzer oder der Deutschen Kolonialzeitung eingeschlafen waren und nun schmatzend träumten von barbusigen dunkelbraunen Negermädchen.

Das Wort Pflanzer traf es nicht richtig, denn dieser Begriff setzte Würde voraus, eine kundige Beschäftigung mit der Natur und dem hehren Wunder des Wachstums, nein, man mußte im eigentlichen Sinne von Verwaltern sprechen, denn exakt das waren sie, Verwalter des vermeintlichen Fortschritts, diese Philister mit ihren gestutzten, in der Berliner oder Münchener Mode von vor drei Jahren gehaltenen Schnurrbärten unter rotgeäderten Nasenflügeln, die ihrerseits bei jedem ausatmen heftig zitterten, und mit den darunter gelegenen, flatternden, schwammigen Lippen, an denen Speichelbläschen hingen, als würden diese, könnten sie sich nur von ihrem labialen Klebezustand befreien, sich von selbst in die Lüfte begeben, wie die schwebenden Seifenblasen eines Kinderspieles.

Die Pflanzer wiederum lugten unter den Augenlidern hervor und sahen dort, etwas abseits, ein zitterndes, kaum fünfundzwanzig Jahre altes Nervenbündel mit den melancholischen Augen eines Salamanders sitzen, dünn, schmächtig, langhaarig, ein eierschalenfarbenes, formloses Gewand tragend, mit langem Bart, dessen Ende unruhig über den kragenlosen Kittel strich, und man fragte sich wohl kurz, was es mit diesem Manne auf sich hatte, der bei jedem zweiten Frühstück, ja selbst bei jedem Lunch in einer Ecke des Salons der zweiten Klasse saß, alleine an einem Tisch vor einem Glas Saft, eine halbe Tropenfrucht sorgsam zerteilend, dann zum Dessert eine kartonierte Verpackung öffnete und daraus in ein Wasserglas etwas braunen, pudrigen staub löffelte, der allem Anschein nach aus pulverisierter erde bestand. und diesen Erdpudding auch noch aß! Wie exaltiert! Ein Prediger höchstwahrscheinlich, anämisch offensichtlich, lebensuntauglich. Aber doch im Grunde uninteressant. Und vor allem müßig, weiter darüber nachzudenken. Man gab ihm im Geiste ein Jahr im Pazifik, schüttelte den Kopf, schloß die spaltbreit geöffneten Augenlider und schlief, unverständliches murmelnd, wieder ein.

Das laut vernehmliche, knarrende schnarchen begleitete das deutsche Schiff an den amerikanischen Philippinen vorbei, durch die Straße von Luzon (man fuhr Manila nicht an, denn es herrschte Unsicherheit, ob der Krieg, der die Kolonie erfaßt hatte, sich noch zum Guten wenden würde), durch die Gewässer des unendlich groß erscheinenden Territoriums Niederländisch-Indiens und schließlich ins Schutzgebiet selbst.

Nein, wie er sie verabscheute. Nein, nein und nochmals nein. Engelhardt schlug Schlickeysens Standardwerk Obst und Brot auf und zu und wieder auf, versuchte vergebens, einige Absätze zu lesen, und machte sich am Rande einer Seite mittels eines Bleistiftstummels, den er stets in der Gewandtasche bei sich führte, einige Notizen, die er selbst, kaum hatte er sie geschrieben, schon nicht mehr entziffern konnte.

Das Schiff schlingerte ruhig unter wolkenlosem Himmels dahin. Einmal sah Engelhardt in der Ferne ein Rudel Delphine, doch kaum hatte er sich vom Schiffsmeister ein Fernglas geliehen, waren sie schon wieder abgetaucht in die unergründlichen Tiefen der See. Bald war das schmucke Eiland von Palau erreicht, die Postsäcke übergeben und wieder verlassen. Beim nächsten kurzen halt, in Yap, näherten sich zögerlich einige Auslegerkanus dem großen Schiff, es wurden Schweinehälften und Yamswurzeln zum Kauf angeboten, aber weder die Passagiere noch die Besatzung zeigten auch nur das geringste Interesse an den feilgebotenen Waren, beim Abdrehen indes wurde ein Kanu vom Strudel der schrauben erfaßt und gegen die Bordwand gedrückt. Der Insulaner rettete sich durch einen Sprung ins Meer, das Kanu aber zerbarst in zwei Teile, und die Eßwaren, eben noch von braunen Händen zum Himmel emporgehalten, schlingerten nun im schäumenden Wasser, und Engelhardt, der, Schlickeysens Buch mit einer Hand umklammernd, sich weit hinaus über die Brüstung lehnte und hinuntersah, erschauerte ob des Anblicks einer Schweinehälfte, die, zuerst schwimmend, an der Seite noch mit blutigen Sehnen behangen, dann langsam hinab in die indigoblaue Tiefe des Ozeans sank.

Die Prinz Waldemar war ein rüstiger, moderner Dampfer von dreitausend Tonnen, der, alle zwölf Wochen von Hong Kong kommend, den Stillen Ozean Richtung Sydney durchquerte und dabei das Deutsche Schutzgebiet, namentlich Neupommern, anfuhr, dort die Gazellen-Halbinsel, die neue, in der Blanchebucht gelegene Hauptstadt Herbertshöhe (und daselbst einen seiner beiden Anlegekais), deren gut befahrbares Becken aus einer optimistischen Laune heraus als Hafen bezeichnet wurde.

Herbertshöhe war nicht Singapore, es bestand im wesentlichen aus jenen zwei Holzanlegern, ein paar sich kreuzenden, breiten Alleen, an denen, je nach Betrachtungsweise als imposant oder weniger anzusehen, die Faktoreien von Forsayth, von Hernsheim&Co und Burns Philp errichtet worden waren. Dann gab es noch ein größeres Gebäude, jenes der in Yap und auf Palau mit Guano handelnden Jaluit-Gesellschaft, eine Polizeistation, eine Kirche mitsamt ihrem überaus pittoresken Friedhof, das Hotel Fürst Bismarck, das konkurrierende Hotel Deutscher Hof, eine Hafenmeisterei, zwei oder drei Tavernen, ein nicht der Rede wertes Chinatown, einen Deutschen Klub, eine kleine Klinik unter der fürsorglichen Aufsicht der Doktoren Wind und Hagen und den Gouverneurssitz, leicht erhöht über der Stadt auf einem mit am Nachmittage unwirklich leuchtendem, grünem Gras bewachsenen Hügel gelegen. Aber es war eine aufstrebende, deutsche, ordentliche Stadt, und sagte man dazu Nest, so nur im Spott, oder wenn es derart Bindfäden regnete, daß dreißig Fuß vor der Nase schon nichts mehr zu erkennen war.

Nach den Regengüssen zu Mittag erschien stets die Sonne, pünktlich um drei, und herrlich farbenfrohe Vögel stolzierten im Chiaroscuro des langen Grases umher und putzten sich das tropfende Gefieder. Dann tummelten sich in den Pfützen der Alleen, unter den hoch aufragenden Kokospalmen die Kanakenkinder, barfuß, nackend, manch eines in kurzen, zerrissenen Hosen (die mehr aus Loch bestanden als aus Stoff), auf den Häuptern wolliges, aus einer lustigen Laune der Natur heraus blondes Haar. Sie nannten Herbertshöhe Kokopo, was durchaus besser klang und sich vor allem schöner sagte.

Die Deutschen Schutzgebiete im Stillen Ozean, hierin stimmten die experten überein, waren, im Gegensatz zu den afrikanischen Besitzungen seiner Majestät Kaiser Wilhelms des Zweiten, allesamt vollkommen überflüssig. Der Ertrag der Kopra, des Guanos und des Perlmutts reichte bei weitem nicht aus, ein derart großes, in der Unendlichkeit des Stillen Ozeans versprenkeltes Reich zu unterhalten. Im fernen Berlin aber sprach man von den Inseln wie von kostbaren, leuchtenden Perlen, zu einer Kette aufgereiht. Fürsprecher und Gegner der pazifischen Kolonien fanden sich zuhauf, meist waren es jedoch die noch jungen Sozialdemokraten, welche die Frage nach der Relevanz der Südseebesitzungen am lautesten stellten.

Nun, in diese Zeit fällt diese Chronik, und will man sie erzählen, so muß auch die Zukunft im Auge behalten werden, denn dieser Bericht spielt ganz am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, welches ja bis zur knappen Hälfte seiner Laufzeit so aussah, als würde es das Jahrhundert der Deutschen werden, das Jahrhundert, in dem Deutschland seinen rechtmäßigen Ehren- und Vorsitzplatz an der Weltentischrunde einnehmen würde, und es wiederum aus der Warte des nur wenige Menschenjahre alten, neuen Jahrhunderts durchaus auch so erschien. So wird nun stellvertretend die Geschichte nur eines Deutschen erzählt werden, eines Romantikers, der wie so viele dieser Spezies verhinderter Künstler war, und wenn dabei manchmal parallelen zu einem späteren deutschen Romantiker und Vegetarier ins Bewußtsein dringen, der vielleicht lieber bei seiner Staffelei geblieben wäre, so ist dies durchaus beabsichtigt und sinnigerweise, Verzeihung, in nuce auch kohärent. Nur ist letzterer im Augenblick noch ein pickliger, verschrobener Bub, der sich zahllose väterliche Watschen einfängt. Aber wartet nur: er wächst, er wächst.

An Bord der Prinz Waldemar befand sich also der junge August Engelhardt aus Nürnberg, Bartträger, Vegetarier, Nudist. Er hatte vor einiger Zeit in Deutschland ein Buch mit dem schwärmerischen Titel Eine sorgenfreie Zukunft veröffentlicht, nun reiste er nach Neupommern, um Land zu kaufen für eine Kokosplantage, wieviel genau, und wo, das wußte er noch nicht. Er würde Pflanzer werden, doch nicht aus Profitgier, sondern aus zutiefst empfundenem Glauben, er könne Kraft seiner großen Idee die Welt, die ihm feindlich, dumm und grausam dünkte, für immer verändern.

Engelhardt war, nachdem er durch einen Eliminierungsprozeß alle anderen Nahrungsmittel für unrein befunden hatte, unvermittelt auf die Frucht der Kokospalme gestoßen. Es gab gar keine andere Möglichkeit; cocos nucifera war, so hatte Engelhardt für sich erkannt, die sprichwörtliche Krone der Schöpfung, sie war die Frucht des Weltenbaumes Yggdrasil. Sie wuchs an höchster Stelle der Palme, der Sonne und dem lichten Herrgott zugewandt; sie schenkte uns Wasser, Milch, Kokosfett und nahrhaftes Fruchtfleisch; sie lieferte, einzigartig in der Natur, dem Menschen das Element Selen; aus ihren Fasern wob man Matten, Dächer und Seile, aus ihrem Stamm baute man Möbel und ganze Häuser; aus ihrem Kern produzierte man Öl, um die Dunkelheit zu vertreiben und die Haut zu Salben; selbst die ausgehöhlte, leere Nußschale lieferte noch ein ausgezeichnetes Gefäß, aus dem man Schalen, Löffel, Krüge, ja sogar Knöpfe herstellen konnte; die Verbrennung der leeren Schale schließlich war nicht nur jener herkömmlichen Brennholzes bei weitem überlegen, sondern auch ein ausgezeichnetes Mittel, um kraft ihres Rauchs Mücken und Fliegen fernzuhalten, kurz, die Kokosnuß war vollkommen. Wer sich ausschließlich von ihr ernährte, würde gottgleich, würde unsterblich werden. August Engelhardts sehnlichster Wunsch, ja seine Bestimmung war es, eine Kolonie der Kokovoren zu erschaffen, als Prophet sah er sich und als Missionar zugleich. Aus diesem Grunde fuhr er in die Südsee, die schon unendlich viele Träumer gelockt hatte mit dem Sirenenruf des Paradieses.


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